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Hallo zusammen,
dieses Jahr fliegt der Kaisermantel an vielen Stellen wieder in guten bis sehr guten Individuenzahlen. Da bietet es sich direkt an, auf den Anteil der f. valesina zu achten.
Auch in der neuen Literatur wird die f. valesina noch als „selten“ beschrieben. Das war früher mit Sicherheit zutreffend. Aus den 1950er-Jahren, als meine Begeisterung für Schmetterlinge im Vorschulalter von meinem betagten Vater entfacht wurde, haben wir bei unseren zahlreichen gemeinsamen Ausflügen in Franken zwischen bestimmt tausenden von Kaisermänteln nur ein einziges Mal eine f. valesina angetroffen. Das Entzücken meines Vaters habe ich noch in bester Erinnerung. Aus seiner damaligen Begeisterung ist zu folgern, dass die f. valesina auch früher die absolute Ausnahme war. Zur Konkretisierung: Mein Vater als Sohn eines schmetterlingsbegeisterten Försters hatte schon in ähnlich jungen Jahren um 1900 beobachtet und - wie damals üblich - auch gesammelt, vor 1900 im Frankenwald und ab 1900 im Steigerwald.
Als ich Anfang der Siebzigerjahre erste Foto-Versuche mit schwerer Spiegelreflex und noch schwererem Balgengerät angestellt habe, da war auf den Dias keine f. valesina dabei. Es folgten ein paar Jahrzehnte, in denen ich nur nebenbei auf die Falter achten konnte. An Begegnung mit einer f. valesina erinnere ich mich nicht.
Die erste f. valesina in neuerer Zeit habe ich zu meiner großen Freude am 26. Juli 2014 im alten Munitionsdepot bei Hünxe gesehen, wo sie mir in den Jahren zuvor bei etlichen Besuchen zur Flugzeit nie aufgefallen war. Seitdem begegnet sie mir dort alljährlich. Gestern (1. August 2019) gehörte an genau der gleichen Stelle die Hälfte der beobachteten Weibchen zur f. valesina (5 von 10, bei insgesamt > 50 A. paphia). Letztes Jahr (15. und 19. Juli 2018) waren es etwa ein Drittel. Aber auch anderswo gab es auf einmal (?) hohe Anteile der f. valesina. Zum Beispiel waren am 5. September 2014 in der fränkischen Alb bei Pottenstein beide seinerzeit dort beobachteten Weibchen (100 % ;-) vergleichsweise gut erhaltene f. valesina (daneben flogen nur noch ein paar extrem verschlissene Männchen), früher unvorstellbar.
Mir ist erst seit 2014 die f. valesina immer wieder an verschiedenen Orten begegnet, zum Beispiel auch im Steigerwald, im Tauberland, im Pfälzerwald und in der Eifel. Das kann natürlich mit etwas verstärkter Beobachtungsintensität meinerseits zu tun haben.
Das Thema "Zunahme des Anteils der f. valesina" ist im Forum ja nicht neu, ich weiß. Es würde mich aber interessieren, wie schnell diese Zunahme in verschiedenen Gegenden ablief. War das erst in den letzten paar Jahren, oder war es ein langsamerer kontinuierlicher Prozess, den ich nur verschlafen habe?
Vielen Dank für Eure Kommentare und viele Grüße,
Bernhard
2014 - meine erste f. valesina im Digitalzeitalter
Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Hünxe, ehemaliges Munitionsdepot, 65 m, 26. Juli 2014 (Freilandfoto: Bernhard Stöckhert)
......und gestern, fünf Jahre später (2019), gleich die Hälfte der beobachteten Weibchen f. valesina
Deutschland, Nordrhein-Westfalen, Hünxe, ehemaliges Munitionsdepot, 65 m, 1. August 2019 (Freilandfoto: Bernhard Stöckhert)