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Kennt ihr das: man sucht nach Fraßspuren an einer bestimmten Pflanze, um eine spezielle Art zu finden?
Man findet etwas, und freut sich wie blöd?
Und dann stellt sich heraus, dass es gar nicht die erhoffte Art ist. Sondern eine andere - sackhäufige -, die eben zufällig auch an dieser Pflanze, in dieser Form auftritt...
Genau das passierte mir im letzten Sommer mit Dioryctria abietella, die mir mein vermeintliches Finderglück über Retinia perangustana verdarb.
Zuerst war ich beleidigt, dann nahm ich es sportlich und fotografierte die befallenen Lärchen einen ganzen Nachmittag lang.
Was dabei herumkam, zeige ich euch hier.
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Ich war also, wie gesagt, auf der Suche nach dem Wickler Retinia perangustana. Die Raupe soll in reifenden Lächen-Zapfen leben.
Einen meiner ersten Zapfen mit austretendem "Bohrmehl"/Kot (?) schnitt ich auf. Heraus kam eine winzige Raupe.
Deutschland, Niedersachsen, Hannover, Georgengarten, 50 m, in Zapfen von Larix spec., 16. Juli 2019 (det. durch Zucht & fot.: Tina Schulz)
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Am Anfang ist der Befall noch kaum zu sehen. Irgendwo zwischen den Schuppen tritt (vermutlich) Kot aus. Dieser wird mit Spinnfäden befestigt.
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Irgendwann sind die Kotkrümel so groß, dass mir klar wurde: niemalsnicht stammen die von einem zierlichen Wickler!
Deutschland, Niedersachsen, Hannover, Georgengarten, 50 m, in Zapfen von Larix spec., 18. Juli 2019 (det. durch Zucht & fot.: Tina Schulz)
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Als Nahrungskonkurrent tritt die Amerikanische Kiefernwanze (Leptoglossus occidentalis) auf.
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Als Jungtiere sind sie offenbar nicht ungern in Gesellschaft.
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Und wer viel frisst, fährt ab und an auch mal aus der Haut.
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Bei so einem reichen Raupen-Befall sind auch Parasitoide nicht weit.
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Richtig schicke Wespen, mit diesem goldenen Bäuchlein. Leider konnte ich erstmal nicht herausfinden, wo sie verwandtschaftlich näher einzuordnen sind.
(Und leider kann ich auch nicht sicher sein, dass sie wirklich die Raupen von D. abietella angestochen haben; den züchterischen Beweis habe ich nicht erbracht. - Dafür habe ich einen der geschlüpften Falter genitalisiert, um die Vorbestimmung abzusichern.)
[ Daten wie zuvor ]
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Zum Abschluss zeige ich noch eine interessante Wuchsanomalie. Es ist stark zu vermuten, dass ein Angehöriger der Spezies "Student" (subsp. faulenzi) der Pflanze zu dieser akrobatischen Meisterleistung verholfen hat; diese Unterart tummelt sich nämlich zuhauf in diesem Park.
Sind schon ein komisches Völkchen. Kriechen zum Beispiel mit der Kamera stundenlang in Lärchen herum, also wirklich...
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Viele Grüße,
Tina.