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Hallo Micha,
was die frühere Häufigkeit von Chazara briseis angeht kann ich ein bisschen was dazu beitragen. Die Art war in den Mittelgebirgen Mitteleuropas weit verbreitet und an den Fundorten meist nicht selten. Beispiele dafür sind, dass die Art als Charakterart des Fränkischen Jura galt und in Tschechien als der Prager Schmetterling bezeichnet wurde (kann als Äquivalent zu Hipparchia alcyone gesehen werden der mal als Hamburger Schmetterling galt), weil er bis Anfang der 1990er Jahre in den umliegenden Naturreservaten das häufigste Tier war. Noch Anfang der 2000er Jahre war die Art rund um Mörnsheim und Mühlheim im Gailachtal (Nähe Solnhofen) eines der häufigsten Tiere, teilweise bis über 100 Exemplaren konnte ich dort noch Nachweisen, heute sind es trotz artgerechter Beweidung nur noch kleine Restbestände. Die Art war immer Charakterart der Steintriftheiden und dort meist sehr häufig, es konnte auch zu Massenvermehrungen kommen, bei denen bis zu 1 Falter pro Quadratmeter beobachtet werden konnten.
Leider ist es mittlerweile so, dass Chazara briseis in Bayern nur noch in den Kalkgebieten des Jura vorkommt, früher wurden auch Flächen mit anderem Ausgangsgestein besiedelt. Zu nennen sind Gipskeuperhügel im südlichen Steigerwald, Diabasfelsheiden in der Nähe des Fichtelgebirges, Flussschotterheiden am Lech und der Münchener Ebene, Felsheiden auf Serpentit und Diabas im Fichtelgebirge und östlich sowie nördlich von Regensburg auch Flächen auf Urgestein wie Granit. Leider sind diese Vorkommen schon seit Jahrzehnten verschwunden, ebenso wie die Vorkomen in Sachsen-Anhalt Flächen auf Porphyr und in Thüringen auf Keuper. Daneben existieren in Thüringen Vorkommen auf Zechstein im Kyffhäuser. Die Art hatte in den großen Allmendegebieten Süd- und Mitteldeutschlands wahrscheinlich eine weitere Verbreitung als angenommen, weil die meisten Entomologen zu dieser Zeit nur die Hotspots aufgesucht haben! Die Art kommt heute nur noch in früheren großen Allemendegebieten vor die großflächig beweidet wurden und bei denen sich Beweidungsregime über Jahrhunderte halten konnten.
Auf längere Sicht hin gesehen sind in Deutschland nur noch sechs Populationssysteme meines erachtens länger überlebensfähig. Zum einen der bayerische Standort in Heidenheim, die Gegend um Bopfingen und eventuell Heidenheim in BW, in den Thüringischen Rhönhutungen und dem Kyffhäuser in TH und zum anderen noch die Flächen im Unstruttal in Sachsen Anhalt.
War allles jetzt nur kurz zusammengetragen.
Viele Grüße,
Oliver