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Als ich im März des letzten Jahres Weidenzweige pflückte, tat ich das eigentlich nur in der Hoffnung, Futter für eine Apatura iris-Raupe vorzuziehen, für den Fall, dass sie zu früh "aufwacht".
Doch als sich die vielversprechend grün geschwollenen Knospen öffneten, offenbarten sich vor allem Kätzchen, wenig grünes Blattwerk. Da hatte ich sie aber schon in der Vase zu Hause und besah sie mir genau, denn man weiß ja nie.
Und richtig:
29. März 2015
Dieses kleine (vollgefressene) Räupchen im ersten Stadium (L1) mit ganzen stolzen 3,5 mm Körperlänge verbarg sich im gezeigten Kätzchen.
29. März 2015
Ich fand in zwei Kätzchen solche Spuren. Die (fotografierte) Raupe sperrte ich gleich nach dem Fototermin in eine Zuchtbox. Die frei lebende Raupe war nach wenigen Tagen nicht mehr gesehen.
Kätzchen sind sehr nahrhaft, und so ging die weitere Entwicklung rasend schnell vonstatten. Schon am nächsten Tag war das Tier gehäutet (L2), auf stolze 5 mm angewachsen und schon fast wieder in Häutungsruhe:
(Die kleinen hellen Pünktchen, über den Körper verteilt, sind keine Zeichnungselemente, sondern Reflexionen meiner Lichtquelle auf der glatten Haut des Tierchens.)
30. März 2015
Und am ersten April war das Tierchen - kein Aprilscherz! - schon in sein drittes Gewand gekleidet (L3) und 10 mm lang:
1. April 2015
Ich gab der Raupe weiterhin Kätzchen zur Nahrung. Aufgrund der sich immer weiter auflösenden Zeichnung vermute ich, dass das Tier in diesem Stadium in der Natur vielleicht schon am Boden, und dort von niedrigen Kräutern, leben dürfte.
Außerdem sind die Kätzchen an dieser Weidenart (Salix viminalis wäre nur eine Idee) wirklich klein - im Vergleich von denen der Salweide beispielsweise-, und die Raupe hätte direkt am Baum auch gar keine Versteckmöglichkeiten mehr.
Meine Raupe wurde als Einzelkind typischerweise verwöhnt und hat nur die zartesten, frischesten, nährstoffreichsten Weidenblüten bekommen.
So konnte man ihr beim Wachsen förmlich zusehen: als L4 maß sie 13 mm am 4. April.....
4. April 2015
.... und schon 16 mm exakt 24 Stunden später, kurz vor Häutungsruhe zur L5:
5. April 2015
Und am 9. April, also keine zwei Wochen nach ihrer Entdeckung, befand sich mein "Schößling" schon im fünften und damit letzten Stadium:
9. April 2015
Der fertige Herbstvogel mit dem unglaublichen Gelb entsprang schließlich Mitte Juli seiner Puppenwiege:
Daten: Deutschland, Niedersachsen, Ortsrand Bad Nenndorf, 70 m, Weidenzweige (vom schmalblättriger Salix sp.) eingetragen 26. März 2015, e.l. 15. Juli 2015 (cult., det. & fot.: Tina Schulz)