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Hallo Horst,
so auf in die nächste Runde
Es hat bei mir doch etwas länger gedauert, bis ich das 3. Bestimmungsbuch von Arenberger in den Händen halten und mich einlesen konnte.
„Die Morphologie [bei Stenioptilia] bei der männlichen und weiblichen sind untereinander nach dem gleichen Bauplan aufgebaut. Als wichtigstes Bestimmungsmerkmal beim männlichen Genital gilt der Processus basalis des Aedoeagus. Er ist innerhalb eines Taxons immer in seiner Gestalt konstant, während andere Merkmale, wie Uncus und Cucullus variabel sein können. Die Gestalt des Antrum des weiblichen Genitals ist ebenfalls konstant und für exakte Bestimmung äußert wichtig.“ (Zitat : Ernst Arenberger, Wien 2005)
Am Falter selber werden in diesem Bestimmungsbuch zur Unterscheidung die Außenränder der Vorderflügel, der Spaltenpunkt, sowie die Längstreifen im Vorderzipfel herangezogen. Bei vielen Arten muss noch zusätzlich die GU erfolgen.
Nun zuerst den Falter mit ?. Ich habe Deine Fotos stark bearbeitet , um die jeweiligen Merkmale besser darzustellen und damit man meiner Argumentation folgen kann.
S. graphodactyla -Artbeschreibung (frei nach Arenberger): 18-25 mm, Vorderflügel braun, mit deutlich schwarzen Zeichnungselementen. Costalrand (1), unterbrochen von einem hellen Fleck (2) direkt oberhalb der Spaltung. Die beiden Spaltenpunkte (3) werden mittig durch einer Reihe dunkler Schuppen fortgesetzt und sind durch einen hellen Abstand von der Spaltenbasis getrennt. Vorderzipfel mit einem kräftigen schwarzen Längsstreif (4), der distalwärts durch eine helle Querlinie (5) begrenzt wird. Am Hinterzipfel mit zwei parallel laufenden schwarzen Längsstreifen (6), die bis zum Außenrand reichen. Außenrandfransen grau, an beiden Zipfeln mit durchgehender, dunkler Schuppenlinie (7).
Also alle angegebenen Merkmale sind gut auf Deinem Foto wieder zu finden. Der Costalrand ist allerdings auf diesem Foto nicht so deutlich zu sehen. So nun zum Genitalfoto. Jetzt wird es schwierig. Für Arensberger ist der Processus basalis des Aedoeagus das Unterscheidungsmerkmal schlechthin. Er arbeitet in seinen Beschreibungen mit Basalabstand und Neigungswinkel. Ich versuche die beiden Begriffe anhand des von mir bearbeiteten Fotos zu erklären. Aber zuerst die allgemeine Beschreibung nach Arenberger:
[m] Genitalien: Cucullus (1) sichelförmig sichelförmig nach unten gebogen, stumpf endend. Caudaler Tegnumrand (2) relativ eng ausgeschnitten, beiderseitig mit je einem häutigen Lappen. Uncus (3) derb, den caudalen Tegnumrand erreichend, aber nicht überragend. Anellusarme (4) etwa gleich dick wie der Endteil des Uncus. Aedoeagus (5) im stumpfen Winkel gebogen, Processus basalis (6) leicht abwärtsgebogen. Neigungswinkel 124°. Basalabstand. 11:13
Auf dem ersten Blick passt die Beschreibung nicht so 100 % zu Deinem Foto, aber sie ist wiederum nicht so schlecht dass man sie sofort verwerfen würde. Dadurch, dass ich den Kontrast ins Bild erhöht habe, könnten vielleicht doch die Häutchen am Tegnum vorhanden sein. Der Uncus unterscheidet sich deutlich, aber dieses Merkmal ist nicht beständig. Die allgemeine Form und Größe des Aedoeagus passt gut zur Beschreibung.