1: Schweiz, Graubünden, Disentis, Hochstaudenflur, 1800 m, Raupe 5. September 2015 in Achillea macrophylla, Falterschlupf 18. Februar 2016 (cult., det. & fot.: Jürg Schmid) [Forum]
1, ♂: Schweiz, Wallis, Zinal, 1. Juli 2014, Tagfang (Foto: Rudolf Bryner), leg. und gen. det. [GP Nr. 1217] Wolfgang Wittland, DNA Barcode TLMF Lep 15431 Peter Huemer.
1, ♀: Schweiz, Wallis, Zinal, 1. Juli 2014, Tagfang (Foto Rudolf Bryner), leg. und gen. det. [GP Nr. 1223] Wolfgang Wittland, DNA Barcode TLMF Lep 15432 Peter Huemer.
DE LA HARPE (1858: 63-64) [nach Copyright-freien Scans auf www.biodiversitylibrary.org]
Lange Zeit unbekannt. BRYNER et al. (2015) vermuteten, dass die Raupen - ähnlich wie bei den verwandten Arten, in Wurzeln von Korbblütlern leben. Ihr Verdacht fiel hier auf Achillea macrophylla (Großblättrige Schafgarbe) und Achillea atrata (Schwarzrandige Schafgarbe). Erst SCHMID (2019: 696) konnte dann durch eigene Beobachtungen im Alpenraum bestätigen: "Raupennährpflanze ist die Großblättrige Schafgarbe (Achillea macrophylla). Die Eier werden am Boden an die untersten Stängelteile abgelegt. Die Jungraupen bohren sich in die Wurzel, wo sie im Mark leben."
Die Einleitung im Artikel von BRYNER et al. (2015) beschreibt die Geschichte dieses Taxons so schön, dass sie hier als längere Passage zitiert werden soll: "Dichrorampha rejectana wurde bereits vor mehr als 150 Jahren aus der Schweiz beschrieben (de la Harpe 1858), zählt aber bis heute zu den umstrittensten Schmetterlingsarten im Lande. Hauptgrund war und ist wohl der eklatante Materialmangel in diversen taxonomischen Bearbeitungen oder Katalogwerken. So interpretierte Obraztsov (1953) in seiner fundamentalen Revision der paläarktischen Dichrorampha-Arten D. rejectana ohne Studium von Belegmaterial lediglich anhand von Literatur. Auch die nachfolgende Bearbeitung des Typenmaterials samt Genitaluntersuchung durch Sauter (1961) änderte an der grundlegenden Frage der Validität dieser Art nichts und liess den Status des Taxons offen. Eindrucksvoll dokumentiert werden diese anhaltenden Widersprüche rezent in der Interpretation von D. rejectana im Weltkatalog der Tortricidae (Brown 2005, www.tortricidae.com), wo die Art als valid behandelt wird, während sie in Fauna Europaea (http://fauna.naturkundemuseum-berlin.de), basierend auf Karsholt & Razowski (1996), als jüngeres Synonym von D. plumbana (Scopoli, 1763) aufgelistet ist. So verwundert es auch nicht, dass der Artname im Katalog der Schweizer Lepidopteren trotz des engen Bezuges zur Schweiz überhaupt nicht aufscheint (SwissLepTeam 2010). Die Wiederentdeckung von D. rejectana ermöglicht nunmehr erstmals eine solide Bearbeitung und Lösung dieser Widersprüche."
Tiere der "neuen" Art fallen innerhalb der Tiere der D. plumbana-Gruppe durch ihre bedeutende Größe auf. In der Arbeit von BRYNER et al. (2015) werden die weiteren morphologischen und genitalmorphologischen Unterschiede besprochen und am Foto dargestellt. Bemerkenswert ist der große genetische Unterschied zu allen Arten um D. plumbana (> 5 % beim Barcoding!) und auch zur nächstverwandten Art der Schweiz, D. alpigenana (knapp 4 % Differenz beim Barcoding); die Eigenständigkeit als Art steht damit außer Frage. Für Details wird auf de verlinkten der Artikel zur Wiederentdeckung der Art verwiesen: [PDF auf nmbe.ch].
Die Art wurde aus der Schweiz beschrieben, ein genauer Fundort wurde dabei nicht genannt. Die wenigen Nachweise der Art betrafen zunächst alle die subalpine Stufe der Alpen in der Schweiz (Nordalpen, Wallis und Graubünden). VARENNE & NEL (2017) melden die Art erstmals für Frankreich, und zwar für das Département Isère (La Morte, 1650 m), also weit westlich der bekannten Fundorte, aber standörtlich mit diesen übereinstimmend.
(Autor: Erwin Rennwald)