1-2, ♂: Österreich, Niederösterreich, Wechsel: Aufstieg zur Marienseer Schwaig, Fichtenwald, Hochstauden, magere Viehweiden, 1000-1300 m, Tagfund am 22. Juli 2005 (Fotos: Peter Buchner), det. Peter Buchner
3, ♀: Österreich, Steiermark, Raxgebiet, Siebenbrunnenkessel, montaner Mischwald, Hochstauden, Viehweiden, 1200 - 1500 m, Tagfund am 18. Juli 2006 (Foto: Peter Buchner), det. Peter Buchner (das Tier hat leider bereits viele seiner kupferfarbenen Schuppen verloren.)
4 und 5, zwei frisch geschlüpfte ♂♂: Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, 14. Juli 2011, Raupenfunde in den Blüten von Gentiana cruciata, e.l. 3. und 4. Mai 2012 (leg., cult., det. und Studioaufnahmen: Rudolf Bryner) [Forum]
6-7, ♀: Daten wie Bild 4-5 (leg., cult., det. und Studioaufnahmen: Rudolf Bryner) [Forum]
8: Österreich, Salzkammergut, Tauplitz, Spechtensee, 47°33.533 14°05.814, 1057 m, 28. Juli 2010 (Freilandfoto: Martin Semisch), det. Oliver Rist & Rudolf Bryner [Forum]
9-10, ♀: Österreich, Steiermark, Fischbacher Alpen, Sommeralm, ca. 1400 m, steile kräuterreiche Weide mit reichlich Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea), 19. Juli 2018, Tagfang (det. & Foto: Horst Pichler), conf. Rudolf Bryner [Forum]
1, erwachsene Raupe in birnförmigem Erdsack (10-12 mm): Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, 14. Juli 2011, Raupenfunde in den Blüten von Gentiana cruciata (leg., cult., det. und Studioaufnahmen im Frühling 2012: Rudolf Bryner) [Forum]
2, verpuppungsreife Raupe, zum Fotografieren aus dem Sack entnommen: Daten wie Bild 1 (Foto: Rudolf Bryner)
3, zur Verpuppung mit Spinnfäden fixierter Sack: Daten wie Bild 1 (Foto: Rudolf Bryner)
1-9: Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, 14. Juli 2011, Raupenfunde in Blüten von Blüten von Kreuzenzian (Gentiana cruciata) (leg., det. und Studiofotos: Rudolf Bryner) [Forum]
1-3, sackloses Frühstadium (1-2 mm): 14. Juli 2011. Besonderes Kennzeichen - ein auffälliger Wulst auf dem 8. Hinterleibssegement (Bild 3).
4-6, Jungraupe mit erstem Sack, auf dem Boden aufliegende Blätter des Enzians benagend: 17. Juli 2011
7, Sack aus faserigen Pflanzenteilen und Blattstückchen: 25. Juli 2011
8, birnförmiger Erdsack (3-4 mm): 30. Juli 2011
9, birnförmiger Erdsack (7 mm): Ende August 2011
1-3, weibliche Puppe im geöffneten Raupensack: Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, 14. Juli 2011, Raupenfunde in den Blüten von Gentiana cruciata, e.l. ab 3. Mai 2012 (leg., cult., det. und Studioaufnahmen: Rudolf Bryner) [Forum]
4, Exuvie eines ♂: Daten wie Bild 1-3 (Foto: Rudolf Bryner)
5, Exuvie eines ♀: Daten wie Bild 1-3 (Foto: Rudolf Bryner)
1, ♂: Schweiz, Bern, Vauffelin, 780 m, extensiv genutzte Viehweide, 16. Juni 1990, Tagfang (leg., det. und Foto: Rudolf Bryner) [Forum]
1, ♀: Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, extensiv genutzte Viehweide, 21. Juni 2008, Tagfang (leg., det. und Foto: Rudolf Bryner) [Forum]
Die Fühlerbasis ist bei dieser Art beschuppt und der Haarschopf hinter den grossen Augen ist goldgelb. (Rudolf Bryner)
Kopf des unter Lebendfalterbild 5 gezeigten ♂ (Foto: Rudolf Bryner)
Palpenhaare der ♀ bei Nemophora violellus schwarz, bei Nemophora cupriacella überwiegend gelb bis rostfarben. Eine Gegenüberstellung findet man in einem Kommentar der [ICZN].
Kopf des unter Lebendfalterbild 3 gezeigten ♀: Palpenhaare schwarz (Foto: Peter Buchner)
Vergleich der Sternite bei Nemophora cupriacella und Nemophora violellus ♀ ♀:
Entscheidend für N. violellus ist der eingekerbte Seitenrand. Bei den meisten andern Nemophora-Weibchen ist die Bauchplatte ähnlich geformt wie bei N. cupriacella.
Text & Bild: [Rudolf Bryner]
1, ♀: Österreich, Steiermark, Fischbacher Alpen, Sommeralm, ca. 1400 m, steile kräuterreiche Weide mit reichlich Schwalbenwurz-Enzian (Gentiana asclepiadea), 19. Juli 2018, Tagfang (det., praep. & Mikrofoto: Horst Pichler), conf. Rudolf Bryner [Forum]
"Nemophora violellus ist fast die einzige Art, bei der auch die Weibchen nach Genital zu erkennen sind: Die Bauchplatte (Sternit) ist in deinem Präparat zwar gefaltet, zeigt aber deutlich den eingekerbten Seitenrand, der für N. violellus typisch ist." [Rudolf Bryner im Forum]
STAINTON (1851: 19) [nach dem Exemplar in der Universitätsbibliothek J. C. Senckenberg, Frankfurt am Main]
Darin indizierte Abbildungen
HERRICH-SCHÄFFER ([1850]: Tineides pl. 33 figs. 230-231) [reproduziert von Jürgen Rodeland nach Band im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe, datiert nach HEPPNER (1982)]
1, magere Viehweide in steiler Südhanglage: Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, 14. Juli 2011 (Foto: Rudolf Bryner)
Die Raupen leben an Enzian (Gentiana sp.).
1, Kreuzenzian (Gentiana cruciata): Schweiz, Bern, Vauffelin, 770 m, 14. Juli 2011 (Foto: Rudolf Bryner)
Nemophora violellus ist bisexuell, ♂ und ♀ treten daher in der gewohnten Häufigkeitsverteilung auf.
Die Jungraupen leben anfangs am Grund der Blüten zwischen Blütenkelchblättern und Stempel, den sie benagen. Der Befall durch Raupen ist an den Blüten äusserlich schwer feststellbar. Nach einiger Zeit bauen sie sich schützende Säcke, welche sie bis zur Puppenzeit tragen werden, und verlassen die Blüten, um von jetzt an in der Bodenstreu zu leben. Im Gegensatz zu den Psychiden oder Coleophoriden benutzen die Raupen beide Öffnungen des Sackes mal als Vorder- mal als Hinterende. Dies geschieht oft in raschem Wechsel. Vermutlich wird der Jugendsack zu einem guten Teil aus dem gelblichen Kot der Jungraupe verfertigt.
Im anfänglichen Zuchtgefäss benagten die Raupen die gereichten Enzianblätter und -blüten und hatten ihre Säcke vergrössert und umgebaut. Faserige Pflanzenteile und Blattstückchen bildeten das Baumaterial. Einige Tage nach Umsiedlung der Räupchen in "Blumentopf-Zuchtgefässe" (siehe unten) waren die Pflanzenfasersäcke aller Raupen bereits wieder umgebaut. Birnförmige Erdsäcke von 3-4 mm Länge waren an ihre Stelle getreten. Danach nimmt die Grösse der Säcke zu, die Form und das Material bleiben aber gleich. Der fertige Raupensack hat eine Länge von 7 mm. Nach wie vor werden von der Raupe sowohl das schmalere wie auch das breitere Ende der Behausung als Kopfende verwendet. Die Raupen leben am Boden unter den aufliegenden Blättern und befressen diese von unten. Sie leben so versteckt, dass sie selbst im kleinen Raum des Zuchtgefässes nicht ohne weiteres gesehen werden.
Zuchtgefäss mit eingetopftem Kreuzenzian (Foto: Rudolf Bryner) [Forum]
Nach der Überwinterung wollten die Raupen ab Ende Februar nochmals gewaltig viel fressen und verzehrten die jungen und noch kleinen Sprösslinge der Nahrungspflanze mit Stumpf und Stiel. Die Raupen erweiterten in dieser Zeit auch ihre Gehäuse. Diese erhielten jetzt eine langgestreckte Birnenform von 10-12 mm Länge.
Vor der Verpuppung spinnt die Raupe ihr Gehäuse am schmaleren Sackende mit kurzen, kräftigen Spinnfäden an Pflanzen, Steinen oder am Boden fest. Zusätzlich wird das Gebilde auch an einer seitlichen Kante mit einigen lockeren Spinnfäden verankert. Diese Art gräbt ihren Sack zur Verpuppung nicht in den Boden ein und umgibt ihn auch nicht oder nur sehr spärlich mit angesponnenen Erd- und Pflanzenteilchen, wie dies u.a. Nemophora prodigellus tut. Die Puppenruhe dauerte bei Zimmerzucht rund 10 Tage. Der Schlupf erfolgte auf der breiten Sackseite. Die Falter schlüpfen am Morgen innerhalb 1-2 Stunden nach Sonnenaufgang.
(Bericht: Rudolf Bryner)
In “The Bulletin of Zoological Nomenclature (BZN) Volume 61, Part 1, 31 March 2004” [Digitalisat auf www.archive.org] wurde die Konservierung der Artnamen von N. violella und N. cupriacella durch Festlegung eines Neotypus für N. cupriacellus beschlossen:
“OPINION 2067 (Case 3188) : Nemotois violellus Herrich-Schaeffer in Stainton, 1851 (currently Nemophora violella; Insecta, Lepidoptera): specific name conserved by the designation of a neotype for Tinea cupriacella Hübner, 1819 (currently Nemophora cupriacella). Abstract. The Commission has ruled that the names Nemotois violellus Herrich-Schaeffer in Stainton, 1851 and Tinea cupriacella Hübner, 1819 are conserved by designating a neotype for T. cupriacella.“
(Autor: Erwin Rennwald)
Unklar ist mir, wie die International Commission on Zoological Literature in Opinion 2067 auf die Autorschaft “Herrich-Schaeffer in Stainton, 1851” kommt, denn bei der oben wiedergegebenen Vergabe des nomen novum erscheint der der Name “H-S.” (= Herrich-Schäffer) lediglich in einer Indikation.
Wegen der obersten nomenklatorischen Autorität der International Commission on Zoological Literature bleiben wir hier trotzdem bei der Autorschaft HERRICH-SCHÄFFER in STAINTON.
(Autor: Jürgen Rodeland)