Phrealcia Eximiella

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EU M-EU 01478 Phrealcia eximiella (REBEL, 1899)

1, ♀ und 2, ♂: Schweiz, Graubünden, Santa Maria im Münstertal, Waldrand, 1440 m, Raupen 28. April 2018 an Lonicera alpigena, Falterschlupf 13. Mai 2018 (cult., det. & fot.: Jürg Schmid) [Forum]



Diagnose

Erstbeschreibung


REBEL (1899: 176-177, 185, pl. 4 fig. 7) [nach Copyright-freien Scans auf www.biodiversitylibrary.org]



Biologie

Nahrung der Raupe

BURMANN (1980) konnte - nach dem Studium der Falter vor Ort - erstmals über den Fund einer Raupe berichten. Seine detaillierte Beschreibung sei hier ausführlich zitiert: "Die in beiden Geschlechtern recht flugunlustigen und auch wenig flugtüchtigen Imagines verlassen kaum ihren oft recht begrenzten Lebensraum. Dieser deckt sich in allen bisher bekannten Fundgebieten mit dem Vorkommen eines Geißblattgewächses (Caprifoliaceae) nämlich Lonicera alpigena L., die Alpenheckenkirsche. Die Falter, sowohl die Männchen als auch die Weibchen, kann man vorwiegend aus diesen L. alpigena-Büschen scheuchen. Beim Abklopfen der Stauden lassen sie sich entweder sofort zu Boden fallen und stellen sich tot oder sie fliegen nur wenige Meter weit und kehren sofort wieder zu ihren ursprünglichen Ruheplätzen zurück. Sie sitzen dort mit Vorliebe unter den Blättern, an den Blattstengeln oder den dürren Ästchen dieser alpinen Geißblattart. Dieses Verhalten wurde auch bereits von Thomann (1956) und Hartig (1964) festgestellt. [...] An den Flugplätzen ist eximiella oft ziemlich zahlreich. Die beste und auch erfolgreichste Sammelmethode ist das Abklopfen der Geißblattbüsche mit einem Klopfschirm. [...] Da ich die Imagines immer nur von L. alpigena-Büschen oder von anderen Sträuchern in nächster Nähe dieser scheuchte, lag die Vermutung nahe, daß dieses Geißblatt auch die Futterpflanze der Raupe sein wird. [...] Diese Vermutung wurde nunmehr durch das Auffinden der Raupe am 28.V.1978 an L. alpigena bei Greith oberhalb von Pfunds in 1450 m Seehöhe bestätigt. Infolge der äußerst geringen Spuren die die Raupen in den Blatttrieben hinterlassen, ist der Nachweis dieser Art im Larvalstadium nur bei genauester Kenntnis der Lebensweise möglich. Die Raupen der doch ziemlich früh fliegenden eximiella dürften verhältnismüßig groß den Winter überdauern. Bereits Ende Mai fanden wir (Mag. Tarmann und ich) die erwachsenen Räupchen, zu einem Zeitpunkt als die frischen Blatt- und Blütentriebe der großblättrigen L. alpigena sich noch nicht voll entfaltet haben. Spuren der Fraßtätigkeit der madenförmigen Räupchen sind wohl schon zu bemerken. Die befallenen Triebe sind etwas verkümmert und im Innern angefressen und ganz leicht versponnen; auch sind hie und da schwache Kotablagerungen sichtbar. Im Herz der Triebe kann man bei genauem Hinsehen, abgebissene und in der Folge abgewelkte Blatteilchen wahrnehmen. Die in kleinen und recht engen Gespinsten im Innern der Triebe lebenden Räupchen kommen wohl nur zum Fressen, wahrscheinlich erst in der Dämmerung, ein wenig heraus. Sie sind daher, wie bereits erwähnt mit der Schirmklopfmethode nie zu erbeuten. Auch das Absuchen ist wenig erfolgversprechend. Ich nahm daher eine Anzahl mir befallen erscheinende Triebe in Plastiksäckchen nach Hause. Erst nach einigen Tagen konnte ich beim genauesten Durchsuchen und Zerkleinern der Zweige durch Zerrupfen einige Räupchen entdecken. Der Großteil der Triebe war aber, Ende Mai, bereits von den Räupchen verlassen. [...]".

SCHMID (2019: 176) bestätigt Lonicera alpigena als wohl einzige Raupennahrungspflanze in den Alpen. Die Phänologie der Präimaginalstadien ist nach ihm aber eine andere, als von BURMANN (1980) vermutet. Statt der Überwinterung als bereits große Raupe, stellte SCHMID (2019) Überwinterung im Eistadium fest: Im Frühling, wenn die Triebe ausschießen, schlüpft die Raupe und bohrt sich ins Herz des Triebes, wo sie in einer feinen, vertikalen Gespinströhre lebt und den Kot gegen die Triebspitze ausstößt. [...]". Da die Falter im Freiland ab Anfang Juni fliegen, muss das Raupenwachstum auch in der Natur sehr rasch erfolgen.



Weitere Informationen

Andere Kombinationen

Synonyme


Faunistik

Die Art wurde nach zwei Weibchen beschrieben. Das erste wurde im Juli 1871 von "Custos Rogenhofer" "in Trafoi" im Ortlergebiet (Südtirol, Italien) gefangenen, das andere am 16. Juli 1898 von "Prof. Krone" "in der Höhe des weissen Knot am Stilfserjoche". Mit letzterem ist das Restaurant zum Weissen Knott (Rocca Bianca) in Trafoi in der 33. Kehre der Straße zum Stilfser Joch (Passo dello Stelvio) gemeint, also zumindest weitgehend der selbe Fundort.
Nur ein Jahr später wurde die Art unter dem Namen Phrealcia brevipalpella erneut beschrieben, diesmal aus Südfrankreich (Hautes-Alpes (Barcelonnette) und Basses-Alpes (Grave)) (CHRÉTIEN 1900). Die Synonymie wurde umgehend von REBEL (1900) erkannt.
BURMANN (1980) fasst die zwischenzeitlich bekannte Verbreitung zusammen: "Die mir bisher bekannt gewordene Verbreitung von eximiella erstreckt sich, mit sehr großen Verbreitungslücken, von Spanien (Catalonien), über Frankreich, Italien, die Schweiz bis Österreich." Abgesehen von "Catalonien" liegen alle anderen Funde in den Alpen in Höhenlagen zwischen 600 und 1600 m.

Speziell zu Österreich ist bei BURMANN (1980) zu erfahren: "Den Erstfund für Nordtirol meldet Osthelder (1938): „Die seltene Procalantica eximiella Rbl. fand Hans Huber - Sulzemoos bei Hochgallmig [hier eingefügte Fußnote: "Hochgallmig liegt in 1300 m Seehöhe im obersten Inntal in der Verwallgruppe"] am Eingang ins Urgental nahe der Südgrenze unseres Gebietes 5.7.25 (Rebel det.)". Nun kommen noch zwei weitere nordtiroler Funde, ebenfalls aus dem obersten Inntal (Bereich der Ötztaler Alpen) hinzu. In Greith bei Pfunds, 1450 m, auf einem steilen Bergwiesenhang am 18. VI. 1977 mehrere ♂♂ und ♀♀ aus einzelstehenden Lonicera alpigena L.-Büschen gescheucht (leg. Burmann). 1 ♀ am 24.VI.1976 bei Hochfinstermünz, 1050 m, von L. alpigena geklopft (leg. Burmann). Diese Funde sind die einzigen bisher bekannten aus Österreich."

Zur Schweiz schreibt BURMANN (1980): "Aus der benachbarten Schweiz führt Thomann (1956) mehrere Funde aus den Graubündner Alpen an: Santa Maria im Münstertal, Ardez, Tarasp-Clüs und Tarasp-Fontana." Auch das SWISSLEPTEAM (2010) führt die Art nur aus Graubünden an.

(Autor: Erwin Rennwald)


Literatur


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