1: Österreich, Niederösterreich, Bad Fischau, Eichenwald, Halbtrockenrasen, 28. April 2004
2: Österreich, Wien, Lobau, verbuschender Halbtrockenrasen, am Licht 1. August 2012 (Fotos 1-2: Peter Buchner), det. Peter Buchner
3: Deutschland, Bayern, Nähe Bad Kissingen, 7. Juni 2007 (Foto: Oskar Jungklaus), det. Oskar Jungklaus, conf. Rudolf Bryner [Forum]
4-6: Deutschland, Thüringen, Umg. Jena-Göschwitz, Langtal, Kalkschotterhang, 17. Juni 2012, Tagfang (leg., det. & Fotos: Heidrun Melzer)
7: Deutschland, Thüringen, Kyffhäuser, Umg. Steinthaleben, Puppenfund 15. Juni 2013 an Gamander (Teucrium chamaedrys), e.p. 18. Juni 2013 (leg., cult., det. & Foto: Heidrun Melzer) [Forum]
8: Serbien Deliblater Sand, Susara, 166 m, am Licht, 30. August 2017 (det. & fot.: Zoran Bozovic) , conf. Norbert Pöll [Forum]
1-3, parasitierte erwachsene Raupe: Deutschland, Thüringen, Jena-Göschwitz, leg. unterseitige Faltenminen an Gamander (Teucrium chamaedrys) am 13. August 2011 (det. & Fotos am 22. August 2011: Heidrun Melzer)
1-3: Österreich, Niederösterreich, Gumpoldskirchen, xerothermer Eichenwaldrand, unterseitige Faltenminen an Gamander (Teucrium chamaedrys), 2. August 2011 (Fotos: Peter Buchner), det. Peter Buchner
4-7, vier ältere Befallsbilder an Gamander (Teucrium chamaedrys): Deutschland, Thüringen, Jena-Göschwitz, 7. Juli 2011 (det. & Freilandfotos: Heidrun Melzer)
8-9, Befallsbild mit frischer Mine an Gamander (Teucrium chamaedrys): Deutschland, Thüringen, Jena-Göschwitz, 13. August 2011 (leg., det. & Freilandfotos: Heidrun Melzer)
1-3: Deutschland, Thüringen, Kyffhäuser, Umg. Steinthaleben, in Gespinst an Gamander (Teucrium chamaedrys), 15. Juni 2013, e.p. 18. Juni 2013 (leg., cult., det. & Fotos: Heidrun Melzer) [Forum]
1, ♂: Italien, Friuli Venezia Giulia, Carso triestino, Fernetti, 320 m, 20. Juni 2014 (leg., gen. det. & Foto: Helmut Deutsch) [Forum]
2, ♀: Slowakei, Podunajská rovina, Galanta, Balkon, 116 m, 13. September 2020, am Licht (det. & fot.: Roland Štefanovič) [Forum]
1: Slowenien, Primorska, Brestovica, 30 m, 19. Mai 2012 (leg., gen. det. & Foto: Helmut Deutsch) [Forum]
1: Genitalpräparat eines nicht abgebildeten ♂, Österreich, Niederösterreich, Sollenau, am Licht 1. August 2014 (leg., det., Präparation & Mikrofoto Peter Buchner)
1-2, ♀: Slowakei, Podunajská rovina, Galanta, Balkon, 116 m, 13.September 2020, am Licht (det. & fot.: Roland Štefanovič) [Forum]
DUPONCHEL ([1844]: 488) [nach Copyright-freiem Scan auf www.biodiversitylibrary.org]
Im Folgejahr dazu erschienene Abbildung
DUPONCHEL ([1845]: pl. LXXXVII fig. 10) [nach Copyright-freiem Scan auf www.biodiversitylibrary.org]
1, nach Süden exponierter Kalkschotterhang: Deutschland, Thüringen, Umg. Jena-Göschwitz, Langtal, ca. 325 m, 17. Juni 2012 (Foto: Heidrun Melzer)
1, Echter Gamander (Teucrium chamaedrys): Deutschland, Thüringen, Jena-Göschwitz, 19. Juni 2011 (Foto: Heidrun Melzer)
In der knappen Erstbeschreibung von DUPONCHEL (1842-[1845]) wird noch nichts zur Raupe gesagt. Auch in der sehr viel ausführlicheren erneuten Beschreibung durch ZELLER (1847) steht noch nichts zur Raupe.
Im „III. Nachtrag und Berichtigungen zur Lepidopteren-Fauna von Regensburg“ (ANONYMUS [HERRICH-SCHAEFFER] (1858)) ist S. 183 ist zu lesen: „Die Raupe minirt im Herbst mit Lithocolletis-ähnlicher Mine an Teucrium chamaedrys, verlässt dieselbe aber, um sich in einem leichten Gewebe zwischen den Blättchen zu verpuppen. Entwicklung im Mai; an den Bergen bei Kleinprüfening und Schwabelweis nicht selten.“ Damit war die Biologie eigentlich geklärt.
Bei STAINTON (1864), wo die Raupe ausführlich beschrieben wird, heißt es dann (S. 121): „Auffinden der Raupe. Wenn man zu Ende Juli oder zu Ende September die Blätter des Teucrium Chamaedrys untersucht, so findet man wahrscheinlich einige, die geschwollen und aufgebläht sind wie von einer Lithocolletis-mine. Oeffnet man so ein minirtes Blatt und entdeckt man darin eine einfarbige, hellgelbliche Raupe mit hellbraunem Kopf und zwei schwachen braunen Zeichen auf dem Prothorax, so hat man die Raupe, aus der Gracilaria Limosella kommt.“ S. 125 ist zu erfahren: „In der Schweiz wohnt sie bei Zürich, von wo mir Professor Frey die Raupen geschickt hat.“
HEINEMANN & WOCKE (1877, S. 624) nennen in ihrem Werk über „Die Schmetterlinge Deutschlands und der Schweiz“ ebenfalls Teucrium chamaedrys als einzige Raupennahrungspflanze der Art.
38 Jahre nach der Erstbeschreibung des Falters lässt MANN (1885) wissen: "Limosella Z. — 4, 5, überall in der Wiener Gegend auf Wiesen und Bergen, 6 auf dem Gahns. Raupe wie eine Lithocolletis die Blätter von Teucrium Chamaedrys minirend."
Bis 1885 war also klar, dass die Art in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich an Teucrium chamaedrys lebt – ob daneben noch weitere Pflanzen genutzt würden, war nicht ganz so leicht zu beantworten.
OSTHELDER (1951, S. 213) schreibt: “… die typischen Minen überall an Teucrium festgestellt, oft e.l. (Bu.)“. „Bu.“ Steht hier für Karl Burmann, die entsprechenden Funde dürften Innsbruck und Umgebung betreffen.
Teucrium chamaedrys ist sicher die wichtigste, in den meisten Gebieten die einzige Raupennahrungspflanze der Art. Die oben gezeigten Raupen- und Minenbilder aus Österreich und Deutschland stammen alle von dieser Pflanze. Auch beim erst jüngst erfolgten Erstnachweis für Belgien wurden die typischen Minen an Teucrium chamaedrys gefunden (BAUGNÉE & ELLIS 2011).
KLIMESCH, J. (1951) überrascht mit der Feststellung: „Aspilapteryx limosella Z. Eine für die Felsenheiden charakteristische Art! Leinaustiege, Miesweg. Zahlreiche besetzte Minen am 1. V. 1946. Einige Minen der Sommergeneration am 26. VIII. 1942. Bisher im Gebiet nur an Teucrium montanum gefunden. Die Raupe wechselt die Minen drei- bis viermal je nach der Größe der Blätter. Die Verpuppung findet zwischen, zusammengesponnenen Wipfelblättern statt. Die Sommerminen sind stark rötlich verfärbt. Traunstein-Südseite, 900 m, 4./5. VII. 1942 einige Imagines. Sämtliche Stücke sind viel heller als solche von Teucrium chamaedrys von außeralpinen Fundorten, die schwarze Bestäubung ist viel sparsamer.“ Wenn es sich nicht um eine damals noch unbeschriebene Sabulopteryx-Art handelte, ist der Berg-Gamander als Nahrungspflanze für Sabulopteryx limosella gut belegt.
Eine Nutzung des seltenen Lauch-Gamanders (Teucrium scordium) ist denkbar, die alte polnische Quelle SCHILLE (1931: 268) nennt aber zugleich Genista tinctoria und Jurinea, woraus klar wird, dass es sich hier sicher nicht um verlässliche Primärangaben handelt.
DISQUÉ (1901, S. 216) teilte mit: "Am 12. 8. [18]97 erzog ich 1 Falter von Genista tinctoria. Sonst soll die R. an Teucrium chamaedrys und Jurinea cyanoides leben. Ich kenne sie nicht." Es ist davon auszugehen, dass hier etwas Chaos bei der Zucht herrschte - das Ergebnis ist jedenfalls sehr zweifelhaft.
Bei SPULER (1910) ist auf Seite 407 zu lesen: "E. Juli u. E. Sept. in Teucrium, Genista, Jurinea minierd. - Pr. 129. - Hein. 624." Von wem die beiden letzten Angaben stammen, ist mir noch nicht bekannt - auf Spulers eigenen Beobachtungen dürfte keine der drei Gattungen basieren: „Pr. 129“ ist mir bisher leider nicht zugänglich – eventuell ist dort die Spur aufzunehmen (mit DISQUÉ (1901) scheint das jedenfalls nichts zu tun zu haben).
VORBRODT & MÜLLER-RUTZ (1914) schreiben zur Schweiz: „Als Seltenheit auf der Lägern (Frey), bei Landquart (Thom.), im Wallis (And.), und noch bei Bergün (Zeller). Die Raupe miniert in den Blättchen von Teucrium chamaedrys, auch an Genista und Jurinea. E. Sp. II, 407.“ Mit dem Zusatz „E. Sp. II, 407“ wird also die Quelle für die beiden letzten Pflanzenangaben klar genannt.
Nachdem die Pflanzen erst einmal den Weg in „den Spuler“ gefunden hatten, werden sie bis heute mitgeschleppt, wenn auch oft mit großen Bedenken. Solche kann man z.B. bei HERING (1957, S. 574) herauslesen, wenn er schreibt: „… an xerothermen Orten, an Teucrium. Die Form von Jurinea ist von der Teucrium-Form noch nicht unterschieden worden.“ Solche kann man aber auch bei TRIBERTI (1985) herauslesen, wenn es bei ihm heißt: „Biology. Teucrium chamaedrys L. and montanum L. SPULER (1910) mentioned also Genista and Jurinea.”Bladmineerders.nl [Artseite auf bladmineerders.nl, abgefragt 2.11.2014] führt die beiden selben Teucrium-Arten an, dazu noch Jurinea cyanoides (nicht aber Genista!) und schreibt dann: „This polyphagy is surprising; perhaps two species are involved; it cannot be excluded either that Jurinea was mentioned incorrectly.”
Nach gegenwärtiger Kenntnis sehe ich keinerlei Grund, anzunehmen, dass es überhaupt eine Aspilapteryx- oder Sabulopteryx-Raupe an Genista oder Jurinea gibt. Ich gehe hier von krassen Fehlbestimmungen aus.
(Autor: Erwin Rennwald)
Schon HUEMER (1994) macht bei der Beschreibung seiner Aspilapteryx spectabilis darauf aufmerksam, dass in der Gattung Aspilapteryx die Arten der Untergattung Aspilapteryx und die Arten der Untergattung Sabulopteryx aufgrund der Genitalien (und auch der Biologie) nur schlecht zueinander passen. PEREIRA et al. (2019) zeigten dann, dass die Arten beim Barcoding innerhalb der bisherigen Untergattungen zwar jeweils nahe beieinander stehen, die Arten der Untergattung Sabulopteryx aber weit entfernt von echten Aspilapteryx stehen, noch wesentlich weiter als Arten der Gattungen Eucalybites oder Euspilapteryx. Sie trennen daher Sabulopteryx aus Aspilapteryx heraus und werten sie als eigene Gattung mit den beiden neuen Kombinationen Sabulopteryx limosella und Sabulopteryx inquinata.
(Autor: Erwin Rennwald)
WOODWARD (1922: 380) [Digitalisat auf biodiversitylibrary.org] teilt die Publikationsjahre des Bandes mit: 1-112 (mit ?) und pl. 51-56 1842, 113-480 (mit ?) und pl. 57-72 1843, 481-[555] (mit ?) und pl. 73-80 1844, pl. 81-90 1845.
(Autor: Jürgen Rodeland)