1-2: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Altvogtsburg, 190 m, Raupe am 30. Juli 2010 minierend an Heil-Ziest (Stachys officinalis [= Betonica officinalis]), e.l. 27. März 2011 (leg., cult. & Fotos: Gabi Krumm, Bilder geringfügig nachbearbeitet), det. Rudolf Bryner [Forum]
3: Österreich, Steiermark, Laßnitzhöhe, Magerwiese, 3. Mai 2008 (Foto: Gernot Kunz) det. Peter Buchner [Forum]
4: Österreich, Niederösterreich, Guntrams bei Schwarzau, leg. Raupe in Mine an Heil-Ziest (Stachys officinalis [= Betonica officinalis]) 6. August 2011, Zucht durchwegs unter Freilandbedingungen, e.p. 13. Mai 2012 (Foto: Peter Buchner), leg., cult. & det. Peter Buchner
5: Österreich, Oberösterreich, Sengsengebirge, Nationalpark Kalkalpen, Bärenriedlau westlich Kogleralm, überwachsene Geröllhalde mit Stachys alopecurus, 1200 m, Raupenfund 5. August 2016, nach Überwinterung ins Warme geholt, e.l. 31. März 2017 (Studiofoto: Norbert Pöll) [Forum]
1: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Altvogtsburg, 190 m, minierend an Heil-Ziest (Stachys officinalis [= Betonica officinalis]), 30. Juli 2010 (leg., cult. & Foto: Gabi Krumm), det. Falter Rudolf Bryner
2, Vorpuppe: Daten wie Bild 1 (Foto am 6. August: Gabi Krumm [Forum 1+2]
3: Österreich, Steiermark, Totes Gebirge, Altausseer-See, 720 m, erwachsene Raupe kurz vor der Verfärbung, an Stachys alopecurus, 25. August 2017 (Studiofoto: Norbert Pöll) [Forum]
4, verpuppungsreif und verfärbt: Österreich, Oberösterreich, Sengsengebirge, Nationalpark Kalkalpen, Bärenriedlau westlich Kogleralm, Raupe an Stachys alopecurus, 1200 m, Raupenfund 5. August 2016 (Studiofoto: Norbert Pöll) [Forum]
1-2, Minen an Ziest (Betonica officinalis): Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Altvogtsburg, 190 m, 30. Juli 2010 (leg., cult. & Fotos: Gabi Krumm), det. Falter Rudolf Bryner [Forum]
3-4: Österreich, Niederösterreich, Guntrams bei Schwarzau, leg. Raupe in Mine an Heil-Ziest (Stachys officinalis [= Betonica officinalis]) 6. August 2011, [3]: Mine mit 3 mm langer Raupe im Durchlicht, [4]: Blattunterseite mit Mine (Fotos: Peter Buchner), leg. & det. Peter Buchner
5-8, Befallsbilder an Stachys alopecurus: Österreich, Steiermark, Totes Gebirge, Altausseer-See, 720 m, 25. August 2019 (Freilandfoto: Norbert Pöll) [Forum]
1: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Altvogtsburg, 190 m, Raupe am 30. Juli 2010 minierend an Heil-Ziest (Stachys officinalis [= Betonica officinalis]) (leg., cult. & Foto am 10. März 2011: Gabi Krumm), det. Falter Rudolf Bryner [Forum]
2, Kokon auf einem Stängel der Wirtspflanze: Österreich, Oberösterreich, Sengsengebirge, Nationalpark Kalkalpen, Bärenriedlau westl. Kogleralm, überwachsene Geröllhalde mit Stachys alopecurus, 1200 m, Raupenfund 5. August 2016, Verpuppung am 26. August 2016 (Studiofoto: Norbert Pöll) [Forum]
1, ♂: Italien, Friuli Venezia Giulia, Dolomiti Friulane, Val Settimana, 880 m, 23. Juni 2017 (leg., det. & Foto: Helmut Deutsch) [Forum]
1-3: Daten siehe Etikett (fot.: Michel Kettner), coll. ZSM, "Klimesch-Sammlung"
FISCHER V. RÖSLERSTAMM (1841: 256-267, pl. 88 fig. 1a-d) [reproduziert von Jürgen Rodeland nach Bänden im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe]
1, Heil-Ziest (Stachys officinalis [= Betonica officinalis]): Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Altvogtsburg, 30. Juli 2010 (Foto: Gabi Krumm) [Forum]
Diverse neuere konkrete Beschreibungen zur Raupennahrung in der Literatur betreffen immer nur Stachys officinalis [= Betonica officinalis], den Heil-Ziest oder Echte Betonie. So bleibt unklar, wie gut abgesichert die Angaben zu Betonica alopecurus [= Betonica jacquinii, Stachys alopecurus] (Gelbe Betonie, Fuchsschwanz-Ziest) ist. - Dazu schreibt Norbert Pöll im [Lepiforumsbeitrag vom 16. Juni 2020]: "Bei Stagmatophora heydeniella ist im Forum Stachys alopecurus als zweifelhafte Futterpflanze angeführt. Ich finde die Art bei uns in den Kalkalpen von Oberösterreich und der Steiermark auschließlich und regelmässig auf dieser Pflanze und möchte daher diese Zweifel ausräumen. Meine Beobachtung: extrem besonnt stehende Pflanzen von Stachys alopecurus sind kaum besetzt, Standorte mit weniger starker Besonnung werden eher bevorzugt. Die auffälligen braunen Fraß-Spuren sind im August auf befallenen Pflanzen leicht zu finden. Meist sind es südexponierte Biotope vom Tal bis etwa 1200 m."
Die Angabe zu Stachys sylvatica (Wald-Ziest) geht auf die Erstbeschreibung zurück. FISCHER V. RÖSLERSTAMM (1841) kann hier eine erfreulich ausführliche Beschreibung von "Herr Senator VON HEYDEN" aus Frankfurt a.M. zitieren, dem eigentlichen Entdecker der Art; dort heißt es: "„Die kleine sechzehnfüssige Raupe […] Erst völlig erwachsen nimmt sie die rothe Farbe an; früher ist sie einfarbig hellgrün. Sie findet sich nicht selten in waldigen Gegenden um Frankfurt, wo sie von Mitte August bis Anfang September einzeln in grossen, unregelmässigen, braunen Räumen unter der Epidermis der Blätter des Wald-Ziest (Stachys sylvatica L.) minirt. Sie verfertiget sich auf der Unterseite des Blattes, neben der Mittelrippe, ein längliches, flaches, weisses Gehäuse, welches mit seinem Ende unter der Epidermis mündet. Man findet die Raupe selten im Blatte, da sie ausser der Zeit, wo sie frisst, gewöhnlich in ihrem Gehäuse verborgen sitzt, auch wenn sie beunruhigt wird, sich hinein flüchtet. Neben dem Gehäuse liegt äusserlich stets ein Häufchen ihrer ausgeworfenen, schwarzen Excremente, durch etwas Gewebe zusammengehalten. Gewöhnlich findet man mehrere Individuen an einer Pflanze. – In ihrem Wohnorte oder an einem anderen passenden Orte, gewöhnlich unter einem umgeschlagenen Blatttheilchen, wird sie in einem kleinen, weissen Gespinnste zur Puppe. […] Die Motte entwickelt sich Ende Mai und Anfang Juni. Sie ist lebhaft, scheint aber fast lieber zu laufen als zu fliegen.“" Mein Fragezeichen bezüglich des Wald-Ziest beruht darauf, dass ich bei dem exzellenten Beobachter VON HEYDEN auch bei anderen Arten auf "Stachys sylvatica" stoße, die üblicherweise am Heil-Ziest leben. Ich halte es daher für gut möglich, dass ein Heil-Ziest am lichten Waldweg hier fälschlicherweise zum "Wald-Ziest" wurde - vielleicht sollte man nach bald 180 Jahren um Frankfurt doch mal wieder nach der Raupe suchen ...
GAEDIKE et al. (2017) führen die Art für Deutschland mit Altangaben aus Thüringen und dem Saarland, mit Angabe vor 2000 aus Bayern und mit Angabe nach 2000 aus Baden-Württemberg an (Fund im Kaiserstuhl, s.o.). Mit Uraltangabe zu ergänzen wäre hier Hessen, denn nach FISCHER VON RÖSLERSTAMM (1841) fand "Herr Senator VON HEYDEN" die Raupe dieser Art nicht selten um Frankfurt a.M. SEGERER et al. (2017) gelang jetzt doch noch eine Bestätigung des verschollen geglaubten Vorkommens in Bayern - mit sehr viel Optimismus gekoppelt ist die Angabe allerdings nicht: "Eine deutschlandweit äußerst lokale Art, die noch in den 1990er Jahren an einer Stelle bei Regensburg regelmäßig und stets in Anzahl zu finden war (SEGERER et al. 1994: 146). Gezielte Nachsuche seit Beginn des BFB-Projekts im Jahr 2009 war über Jahre hinweg frustrierend, die Population schien erloschen. Erst heuer gelang mit Mühe wieder der überaus erfreuliche Nachweis von 2 Exemplaren. Der Biotop – ein Naturschutzgebiet! – hat sich über die Jahre hinweg durch Sukzession und Eutrophierung stark nachteilig verändert (Aufwuchs von Arrhenatherum als Stickstoffzeiger) und ist im Vergleich zu den 1990ern auch bezüglich der Tagfalter- und sonstigen Kleinschmetterlingsfauna in erschreckender Weise verarmt. Als Quelle des Übels (Stickstoff und sehr wahrscheinlich auch Pestizide) stehen in erster Linie angrenzende intensiv bewirtschaftete Felder im Verdacht. S. heydeniella hat an dieser Stelle ihren letzten verbliebenen Standort in Bayern, alle übrigen (auch in der Umgebung des Fundorts früher noch vorhandenen) Kleinpopulationen sind zusammengebrochen. Die Art ist aufgrund ihres Rückgangs und der Biotopveränderungen akut vom Aussterben bedroht und wird ohne gezielte Gegenmaßnahmen in Bayern wohl nicht mehr lange überleben." Es ist traurig, aber einen ähnlichen Vorab-Nachruf könnte man M.E. für manche andere besondere Art in Deutschlands "Naturschutzgebieten" starten.
(Autor: Erwin Rennwald)