1-2, ♀: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, Peter Sonderegger & Rudolf Bryner leg. Raupen in Garten an Anaphalis triplinervis (det. Andreas Kopp) 3. Juli 2007; e.l. 12. Juli 2007 (Studiofotos: Rudolf Bryner), cult. Peter Sonderegger, gen. det. Rudolf Bryner [Forum] und [Forum]
3: Griechenland, Lakonien, Mystras am Mt. Taygetos, Lichtfang mit Daniel Bolt, 5. Juni 2009 (Foto: Heiner Ziegler), det. Peter Sonderegger [Forum]
4: Schweiz, Wallis, oberhalb Täsch im Lärchenwald, 1480 m, 3. September 2013 (Foto: Hildegard Stalder), conf. Peter Sonderegger [Forum]
5 & 6: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Bötzingen, leg. Raupen 9. August 2019 an Anaphalis triplinervis (Perlpfötchen), Falterschlupf 21. & 22. August 2019 (cult., fot. & det.: Gabriele Kemus), conf. Rudolf Bryner [Forum] und [Forum]
7-8: Österreich, Steiermark, Allerheiligen bei Wildon, im Garten, auf Anthemis tinctoria, 350 m, 4.Juli 2020, Tagfund (Freilandfotos: Sabine Gasparitz) [Forum]
1: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, Peter Sonderegger & Rudolf Bryner leg. Raupen in Garten an Anaphalis triplinervis (det. Andreas Kopp) 3. Juli 2007; e.l. 12. Juli 2007 (Studiofotos: Rudolf Bryner), cult. Peter Sonderegger, gen. det. Rudolf Bryner [Forum] [Forum]
2: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, 16. Juli 2007, leg. an Anaphalis triplinervis (Studioaufnahme: Rudolf Bryner), det. Rudolf Bryner
3: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Bötzingen, leg. Raupen 9. August 2019 an Anaphalis triplinervis (Perlpfötchen), Zuchtfoto 13. August 2019 (cult., fot. & det.: Gabriele Kemus), conf. Rudolf Bryner [Forum]
4: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Bötzingen, an Anaphalis triplinervis (Perlpfötchen), 9. August 2019 (cult., fot. & det.: Gabriele Kemus), conf. Rudolf Bryner [Forum]
1-2, Fraßbild: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, 3. Juli 2007 (Fotos: Rudolf Bryner) [Forum]
1: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, Peter Sonderegger & Rudolf Bryner leg. Raupen in Garten an Anaphalis triplinervis (det. Andreas Kopp) 3. Juli 2007; e.l. 12. Juli 2007 (Studiofotos: Rudolf Bryner), cult. Peter Sonderegger, gen. det. Rudolf Bryner [Forum] [Forum]
2-4: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Bötzingen, leg. Raupen 9. August 2019 an Anaphalis triplinervis (Perlpfötchen), Zuchtfotos 14. / 19. / 20. August 2019 (cult., fot. & det.: Gabriele Kemus), conf. Rudolf Bryner [Forum]
1, ♀: Schweiz, Graubünden, Brusio, 640 m, 3. Juli 2007, Raupen an Anaphalis triplinervis (Perlkörbchen, aus dem Himalaya stammende Gartenpflanze), e.l. 14. Juli 2007 (leg., cult., und gen.det.: Peter Sonderegger, Foto: Rudolf Bryner)
1: Italien, Friaul, Rauscedo, Meduna, 60 m, 9. Juni 2012 (leg., det. coll. & fot.: Helmut Deutsch) [Forum]
1, ♂: Deutschland, Baden-Württemberg, Bötzingen am Kaiserstuhl, Falter im Garten an Anaphalis triplinervis, leg. Gabriele Krumm 10. August 2007 (Präparation und Foto: Rudolf Bryner), det. Rudolf Bryner [Forum]
MANN (1857: 181) [nach Copyright-freiem Scan auf www.biodiversitylibrary.org]
1: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, 16. Juli 2007 (Foto: Rudolf Bryner) [Forum]
2: Schweiz, Wallis, oberhalb Täsch im Lärchenwald, 1480 m, 3. September 2013 (Foto: Hildegard Stalder) [Forum]
1-2, Raupennahrungspflanze Anaphalis triplinervis det. Andy Kopp [Forum]: Schweiz, Graubünden, Brusio, 660 m, 3. Juli 2007 (Fotos: Rudolf Bryner) [Forum]
3, Anaphalis triplinervis: Deutschland, Baden-Württemberg, Kaiserstuhl, Bötzingen, 9. August 2019 (Foto: Gabriele Kemus) [Forum]
Bei Anaphalis triplinervis (Perlkörbchen, Perlpfötchen, Silberimmortelle) handelt es sich um eine in Mitteleuropa nicht heimische, aus dem Himalaya stammende Gartenpflanze. Die Gattung ist nahe verwandt mit der Gattung Gnaphalium (Ruhrkraut), die in Mitteleuropa mit 5 Arten vertreten ist. Da Anaphalis triplinervis vielfach unter dem Namen Gnaphalium triplinervis geführt wurde, bleibt unklar, ob die Zuchtexemplare von 1952 vom Friedhof in Bern (siehe Faunistik) von "Gnaphalium" nicht doch ebenfalls von Anaphalis triplinervis oder der noch häufiger gepflanzten Anaphalis margaritacea (Großblütiges Perlkörbchen) stammen.
MANN (1857) hatte seine Falter für die Erstbeschreibung bei Fiume "auf Disteln" gefangen. Anaphalis triplinervis als Raupennahrung dürfte dort kaum in Frage gekommen sein. "Disteln" als Raupennahrung werden auch für den Artkomplex um Tebenna bjerkandrella genannt - aber wie wörtlich ist MANNs Meldung zu verstehen? Gab es dort noch andere Korbblütler?
Auf [UKMots (abgefragt 2. November 2020)] ist aus Großbritannien zu erfahren: "The adult moths are found usually between June and August, when they can be found visiting flowers of the foodplant, fleabane (Pulicaria dysenterica) during the day, as well as attracted to light at night. The gregarious larvae feed in a loose web on the underside of the leaves and create blotches on the leaves, visible from above."
DE PRINS & MEERT (2016) melden aus Belgien den Fund von 2 Raupen - ebenfalls an Pulicaria dysenterica.
Sie stellen fest, dass in der Literatur auch Inula, Gnaphalium, Chrysanthemum, Cynara ["Cinara"] und Achillea genannt werden - wie gut diese anderen Asteraceen abgesichert sind, ist aber wohl noch zu klären.
Die Angaben zur Artischocke (Cynara scolymus) betreffen nach http://www.afromoths.net/species/show/6090 die ssp. dialecta von Réunion und Mauritius.
Insbesondere auf der Seite von [bladmineerders.nl (abgefragt 3. November 2020)] werden zahlreiche weitere Arten aus der Literatur zusammengetragen, wobei diese aber nicht kritisch gewürdigt wird - die entsprechenden Angaben werden hier alle mit "?" aufgenommen.
Die Nutzung weiterer Korbblütler (Asteraceae) als Raupennahrung ist keineswegs auszuschließen, im Gegenteil: bei der fast weltweiten Verbreitung der Art fast zwingend zu erwarten. Noch haben wir die Tebenna-Arten keinesfalls umfassend verstanden.
Tebenna micalis wurde aus Italien beschrieben, ist aber fast weltweit verbreitet, d.h. von den Kanaren bis Japan und vom Südrand der Alpen bis Südafrika, aber auch in der Australis und der Nearktis.
Das auf Falterbild 1 gezeigte ♀ war der Erstnachweis für die Schweiz. SONDEREGGER (2011) fand daraufhin bei der Bearbeitung der Choreutidae der Schweiz auch noch wesentlich ältere, zuvor unerkannte Belege: "Mendrisio TI, 15.IX.1958 a. L.; Tegna TI, 14.VI.1966 a. L. (beide Sammlung Paul Weber, Sammlungen der ETH Zürich). Bern, Friedhof, 5.VIII.1952, 2 Ex., e.l. Gnaphalium (A. Schmidlin, Sammlung Naturhistorisches Museum Bern)." Damit bleibt unklar, ob die Art in der Schweiz - oder zumindest in der Südschweiz - durchgehend vorkam oder nicht.
Der erste sichere Nachweis für Deutschland ist durch ein ♂ erbracht, dessen Genitalpräparat oben abgebildet ist. Schon zuvor war an gleicher Stelle ein Falter fotografiert worden, der aber nicht genitalisiert werden konnte: [G. Krumm, Lepiforumsbeitrag 14. Juni 2007], bei dem es sich aber nahezu sicher um genau diese Art handelte. Auch die Tiere aus dem Kaiserstuhl lebten in einem Garten an Anaphalis triplinervis (Perlkörbchen, Perlpfötchen, Silberimmortelle).
GAEDIKE et al (2017) nehmen die Art nicht in ihr "Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands" auf. Dies liegt daran, dass sie konsequent Einzelfunde, die mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Verschleppung beruhen, ausklammern. Tatsächlich gab es seit 2007 keine Bestätigung mehr für ein Vorkommen im Kaiserstuhl oder an anderer Stelle in Deutschland. Im Lepiforum wurde die Art für Deutschland daher als Einzelfund gewertet. Mit dem erneuten Raupenfund am 9. August 2019 wieder in einem Garten in Bötzingen im Kaiserstuhl [Forumsbeitrag Gabriele Kemus] erhebt sich die Frage, ob die Art die ganzen Jahre über unbemerkt hier vorhanden war, oder ob es zu einer erneuten Einschleppung kam. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Art in Deutschland auch in anderen Gärten mit Vorkommen des Perlkörbchens zu finden sein müsste, ist jedenfalls durch diesen neuen Fund stark gewachsen. Aber die Art lebt beileibe nicht nur an Perlkörbchen und ihr vermeintliches Fehlen in anderen Teilen Deutschlands, hier insbesondere in Nordrhein-Westfalen, ist nach den belgischen Funden auf https://waarnemingen.be/species/183593/maps/ - bis 3. November 2020 auf immerhin 20 Rasterfeldern - nur schwer zu glauben.
Belgien: DE PRINS & MEERT (2016) hatten über "Tebenna micalis-Zilveroogje (Lepidoptera: Choreutidae) nieuw voor de Belgische fauna" berichtet. Der älteste Nachweis stammt dort vom 2. August 2013, zahlreiche weitere folgten, immerhin 35 Falter und 2 Raupen - verteilt auf 6 Provinzen - bis zur Abfassung des Artikels.
Für Österreich gibt es nach derzeitigem Kenntnisstand einen Falterfund 2019 in Partenen (Vorarlberg) [Lepiforums-Hinweis Peter Huemer, 1. November 2020] und einen Falterfund 2020 in Allerheiligen bei Wildon (Steiermark). Der Fund in Vorarlberg wurde von HUEMER et al. (2021) erläutert: "Gaschurn – Partenen, Schuttfluren Lifinar, 1150 m SH: 26.06.2019 (1 Ex.), leg. & det. PH Bemerkung: Erstmeldung für Österreich! Die Bodenständigkeit der Art ist nicht gesichert, ein weiteres Tier wurde 2020 in der Steiermark fotografisch belegt (Lepiforum 2021)." Der Fund in der Steiermark erfolgte im Garten, dort saugte der Falter am 4.Juli 2020 im Sonnenschein an Blüten von Anthemis tinctoria [Forumsbeitrag Sabine Gasparitz vom 20. Oktober 2020 mit Freilandfoto]. Noch ist unklar, ob sich die Art an einer der beiden Stellen fest etabliert hat. Im Falle von Allerheiligen bei Wildon sind keine Perlkörbchen im Umfeld der Fundstelle bekannt (was nicht heißt, dass es sie nicht gibt), woraus sich die Frage ergibt, ob eventuell auch Anthemis tinctoria zur Fortpflanzung dienen könnte.
Auf [UKMots (abgefragt 2. November 2020)] ist Aktuelles über die Situation in Großbritannien zu erfahren, was möglicherweise auch auf Mitteleuropa zu übertragen ist: "This small species, related to the very common Anthophila fabriciana, is a scarce migrant to the southern counties, and transitory resident. On a number of occasions since it was first discovered in the early 1980s, it has remained to breed in numbers, but in other years has apparently been absent from the same regions."
Die Frage ob die Funde auf aktiver Einwanderung oder passive Einschleppung zurückzuführen ist, würde ich aus mitteleuropäischer Sicht eher zugunsten der passiven Einschleppung beantworten. Und für England würde ich das auch nicht ausschließen wollen.
(Autor: Erwin Rennwald)