1: Schweiz, Oberalppass, ca. 2000 m, 27. August 2004 (Foto: Walter Schön), det. Walter Schön
2: Schweiz, Tessin, Lago di Robiei, 1940 m, 19. Juli 2006 (Foto: Verena Scheiwiller), det. Verena Scheiwiller
3-4: ♀ Österreich, Tirol, Ötztaler Alpen, Taschachtal, etwa 2000 m, vom 25. Juli 2006 (Fotos: Markus Schwibinger)
5-6: ♂ Österreich, Tirol, Ötztaler Alpen, Taschachtal, etwa 2000 m, vom 25. Juli 2006 (Fotos: Markus Schwibinger), det. Markus Schwibinger
7: Schweiz, Wallis, Mattertal, Täschalp, ca. 2250 m, 29. Juli 2008 (Freilandfoto: Jürgen Rodeland), det. Jürgen Rodeland [Forum]
8-10, ♀: Schweiz, Bern, Steingletscher, 2400 m, 16. August 2009 (Freilandfotos: Heiner Ziegler), det. Heiner Ziegler [Forum]
11-12, ♂: Schweiz, Bern, Steingletscher, 2400 m, 16. August 2009 (Freilandfotos: Heiner Ziegler), det. Heiner Ziegler [Forum]
13, ♀: Schweiz, Wallis, Turtmanntal, 2200-2800 m, 25. Juli 2010 (det. & Freilandfoto: Rudolf Bryner) [Forum]
14, ♀: Italien, Südtirol, Schnalstal, ca. 2200 m, 9. Juli 2012 (det. & Freilandfoto: Peter Ginzinger) [Forum]
15-16, ♂: Italien, Südtirol, Vinschgau, Rojental, Rojenwiesen, neben Kiesbett von Bergbach, 2040 m, 13. Juli 2018 (det. & fot.: Dirk Mezger) [Forum]
1: Schweiz, Tessin, Lukmanierpass, ca.1700 m, Feuchtwiese am Bachufer, 8. Juli 2010 (Freilandfoto: Thomas Schmidt), det. Thomas Schmidt [Forum]
2, ♀ in der f. cardinalis: Italien, Südtirol, Ultental, ca. 2300 m, 6. August 1998 (manipulierte Freilandaufnahme: Uwe Eisenberg), det. Uwe Eisenberg [Forum]
1-2: Österreich, Salzburg, Obernaßfeld an der Großglockner-Hochalpenstrasse, 9. Juli 2008 (Aufnahmen: Martin Wiemers), det. Martin Wiemers
3: Österreich, Osttirol, NP Hohe Tauern, 2000 m, 4. Juli 1999, an Bach-Steinbrech (Saxifraga aizoides) (Freilandfoto: Helmut Deutsch), det. Helmut Deutsch
1-3, ♂: Daten siehe Etikett (fot.: Michel Kettner), coll. ZSM
1-3, ♀: Daten siehe Etikett (fot.: Michel Kettner), coll. ZSM
Schweiz, Graubünden, Julierpass, 2300 m, 16. Juni 2006 (Foto: Heiner Ziegler), det. Heiner Ziegler [Forum]
Im Gegensatz zu P. apollo hat P. sacerdos deutlich schwarz-weiß geringelte Fühler und meist auch auf den Vorderflügeln rote Flecken. In Mitteleuropa kommt P. sacerdos außerhalb der Alpen nicht vor. Zudem trägt P. sacerdos meist zwei rote Flecken am Vorderflügel-Costalrand, die P. apollo fehlen.
Auch die Raupe ähnelt der von P. apollo, trägt aber nicht orange, sondern gelbe bis gelborange Seitenflecke und ist somit meist gut zu unterscheiden. Ähnlicher ist die Raupe von P. mnemosyne, die gelborange Seitenflecke trägt, aber nie im Habitat der P. sacerdos-Raupe vorkommt. Auch mit der Raupe von Cucullia lucifuga kann sie verwechselt werden. Jedoch hat auch diese rote Seitenflecken.
STICHEL (1906: 86) [nach Copyright-freiem Scan auf www.biodiversitylibrary.org]
1-2, Lebensraum und Raupennahrungspflanze Bewimperter Steinbrech (Saxifraga aizoides): Schweiz, Wallis, Mattertal, Täschalp, ca. 2250 m, 29. Juli 2008 (Fotos: Jürgen Rodeland)
3-4: Schweiz, Bern, Steingletscher, 2400 m, 16. August 2009 (Freilandfotos: Heiner Ziegler) [Forum]
5: Schweiz, Wallis, Siviez, 2000 m, 13. August 2013 (det. & fot.: Markus Dumke) [Forum]
6: Italien, Südtirol, Vinschgau, Rojental, Rojenwiesen, neben Kiesbett von Bergbach, 2040 m, 13. Juli 2018 (fot.: Dirk Mezger) [Forum]
7, an den Bächen wächst überall reichlich Saxifraga aizoides: Österreich, Tirol, Zillertaler Alpen, Zamser Grund, 2150 m, 7. Juli 2015 (fot.: Ingrid Langer) [Forum]
Die Art hat einen sehr speziellen Lebensraum: Er liegt an Quellen, entlang von Gebirgsbächen und auf überfluteten Wiesen, wo die Nahrungspflanze der Raupe, der Bewimperte Steinbrech (Saxifraga aizoides) wächst. Diese Pflanze kommt nur an solchen nassen Stellen vor, oftmals an flachen Stellen oder auf Steinen im Bach selbst.
Das Weibchen legt die Eier zumeist nicht an die Nahrungspflanze, sondern an Steine oder trockene Pflanzenteile in deren Nähe. Auch dass das Weibchen die Eier in den Sand hineinlegt, wurde schon beobachtet. Meist überwintert die Raupe fertig entwickelt im Ei, zuweilen aber auch die frisch geschlüpfte Raupe. Sonst schlüpft die Raupe im Vorfrühling und lebt bis in den Juni hinein in dieser dauerfeuchten Umgebung. Gelegentlich kann die Raupe auch an Sempervivum montanum und Rhodiola rosea gefunden werden.
Normalerweise fliegt der Falter oberhalb der Baumgrenze in Höhen zwischen 2000 und 2500 m, gelegentlich kann er in den Zentralalpen auch bis auf 2800 m steigen. In Lawinenrunsen und in tief eingeschnittenen, schattig-kühlen Tälern kann er aber auch bis auf ca. 1300 m in die hochmontane Stufe herabsteigen. Der Falter fliegt in einer Generation meist im Juli/August. An besonders warmen Stellen kann er auch schon Mitte Juni erscheinen und in kalten Jahren vereinzelt bis Ende September fliegen.
(Autor: Jürgen Hensle)
delius: „Beiname des Apollo, der auf Delos geboren sei.“
SPULER 1 (1908: 4R)
Einige neuere Untersuchungen gehen davon aus, dass der asiatisch-nordamerikanische "P. phoebus" (Typenfundort: Sibirien) nicht mit den alpinen Populationen konspezifisch ist. Für die alpine Art wäre dann P. sacerdos STICHEL, 1906 der erste verfügbare Name. Literatur hierzu: HÄUSER 1993, NARDELLI 1991 und SHEPARD & MANLEY 1998.
[Forumsbeitrag von Axel Steiner]
HUEMER (2013) schreibt dazu: "Aus Österreich nur in der ssp. sacerdos sowie der aktuell als Synonym eingestuften ssp. styriacus bekannte Art, die Nominatunterart stammt hingegen aus Zentralasien. Umfassende genetische und morphologische Untersuchungen führten zu keinen restlos überzeugenden taxonomischen Rückschlüssen (TODISCO et al., 2012; WEISS, 2005) und das Taxon P. phoebus sacerdos wird daher in Anlehung an Fauna Europaea (KARSHOLT & NIEUKERKEN, 2011) vorerst nur als Unterart behandelt und nicht als valide Art P. sacerdos."
Im "Verzeichnis der Schmetterlinge Deutschlands" von GAEDIKE et al. (2017) wird Parnassius sacerdos STICHEL, 1906 als Artname verwendet. Egal, ob man es nun als Unterart oder als Art akzeptiert: das Taxon sacerdos vertritt den Hochalpen-Apollo in Europa.
Der Hochalpen-Apollo wurde in Europa lange unter dem Namen Parnassius delius (ESPER, [1804]) geführt. Dieser Name war aber weder der älteste Name, noch stand er überhaupt als Taxon-Name zur Verfügung, da die Originalkombination Papilio delius (ESPER, [1804]) jüngeres primäres Homonym zu Papilio delius DRURY, [1782] (jetzt Antanartia delius (DRURY, [1782]) ist. Daraufhin fand der ältere Name Parnassius phoebus (FABRICIUS, 1793) breite Anwendung, bis dann genetische Studien andeuteten, dass die Populationen von Asien und Nordamerika artverschieden zu denen der Alpen sein könnten. Daraufhin wurde das Taxon der Alpen je nach Autor Parnassius phoebus ssp. sacerdos oder auch Papilio sacerdos (STICHEL, 1906) genannt.
Doch es sollte noch mehr Verwirrung um die Namensgebung geben: HANUS & THEYE (2010) überraschten mit einer Arbeit mit Titel "Parnassius phoebus (Fabricius, 1793), a misidentified species". Darin wiesen sie überzeugend nach, dass Parnassius phoebus (FABRICIUS, 1793) etwas anderes war als Parnassius phoebus aller späterer Autoren, also nicht unser oder der asiatische bzw. nordamerikanische Alpenapollo, sondern das, was bis dahin als Parnassius ariadne (KINDERMANN, 1853) geführt wurde. Parnassius phoebus sensu DE PRUNNER, 1798 und späterer Autoren brauchte also einen neuen Namen, den HANUS & THEYE (2010) in Parnassius phoebus corybas FISCHER DE WALDHEIM fand, einem zunächst als Unterart aus Kamtschatka beschriebenen Taxon. In der Konsequenz müssten die europäischen Tiere - wenn man sie nicht als artverschieden von den Tieren aus Kamtschatka ansieht - also als Parnassius corybas ssp. sacerdos geführt werden.
Wir diskutierten dies auch im [Lepiforum 7. Februar 2011 und Folgebeitrag]. BALLETTO & BONELLI (2014) nahmen sich der Sache an und beantragten bei der Internationalen Nomenklaturkommission die Unterdrückung des praktisch nie im Sinne der Erstbeschreibung verwendeten Namens Papilio phoebus FABRICIUS, 1793. Parnassius ariadne könnte dann seinen gewohnten Namen behalten und das, was bisher Parnassius phoebus hieß, bräuchte dann nur einen neuen Autor: "Parnassius phoebus (DE PRUNNER, 1798)". Im Sinne der Namensstabilität eine sehr naheliegende Entscheidung. Doch wie auch im Fall "Maculinea" scheint die Nomenklaturkommission ihre Aufgabe derzeit nicht in der Stabilisierung von Namen zu sehen. Der Antrag wurde abgelehnt (ICZN 2017); ich habe dazu bisher nur das Abstract gelesen, denn für diese 2 Seiten möchte ich nicht auch noch Geld ausgeben ...
Für uns hat das die Konsequenz, dass uns für unser Tier aus den Alpen nur noch die Auswahl zwischen Parnassius corybas sacerdos und Parnasius sacerdos bleibt! In diesem Fall entscheide ich mich für die in Europa zwischenzeitlich eingeführte Kombination "Parnasius sacerdos" mit dem Hinweis, dass die Artberechtigung umstritten ist. "Parnasius sacerdos" hat bisher in einige europäische Faunenwerke Eingang gefunden, "Parnassius corybas" hingegen gar nicht.
WIEMERS et al. (2018: 15) überraschen mit dem Hinweis auf einen - durchaus sinnvollen - neuen Antrag der Verlierer: "In a few cases, necessary changes due to new nomenclatural findings have not been carried out yet, because they would result in the replacement of a well-established name by an (almost) unknown synonym. Such cases should be referred to the International Commission on Zoological Nomenclature for ruling, and changes implemented only after a decision has been made by the Commission. One such case is the wellestablished name Parnassius phoebus, which has turned out to represent another Asian Parnassius species which is currently known as Parnassius ariadne (Lederer, 1853) (see Hanus and Thèye 2010) and would thus need to be replaced. After the first attempt to preserve this name (Balletto and Bonelli 2014) failed (ICZN 2017), a second proposal has recently been submitted to the Commission (Lukhtanov et al. in press). According to article 82.1 of the code, prevailing usage has to be maintained until the case has been decided by the Commission." Letzteres hat aber noch nie funktioniert - siehe das Beispiel "Maculinea". Wir fühlen uns daher frei, den mittlerweile etablierten Namen P. sacerdos für die europäischen Tiere beizubehalten.
(Autor: Erwin Rennwald)
Der Hochalpen-Apollo lebt in den Hochlagen der Alpen, im Ural, in Zentralasien sowie in den Bergen Sibiriens und Nordamerikas. In den Alpen ist er auf die zentralen Gebirgskämme von den Alpes Maritimes bis in die Steiermark beschränkt. In den nördlichen und südlichen Kalkalpen fehlt er weitestgehend.
Das Vorkommen in Deutschland ist auf die bayerischen Alpen-Hochlagen begrenzt und nach den wenigen Falterdaten möglicherweise gar nicht autochthon, sondern von gelegentlicher Zuwanderung aus grenznahen österreichischen Vorkommen abhängig. (Siehe hierzu auch Diskussion von A. STEINER in GAEDIKE et al. (2017)).